Mittwoch, 30. Oktober 2013

Der heutige Termin



hat mir bis auf eine Erkenntnis nichts Neues gebracht, denke ich.
Das ich mich gegen die Entscheidung des Sozialgerichtes wehren soll, weiß ich.
Ich habe aber keinen Bock mehr, mich zu wehren.
Ich will endlich meine Ruhe.
Es ist mir Scheißegal, ob das Jobcenter mich zu 10, 30, oder 100% sanktioniert.
Ich kann auch in einem Zelt, einem Bau- oder Wohnwagen leben.
Ich habe auf den ganzen Scheiß keinen Bock mehr.
Warum können die nicht akzeptieren, dass ich im Moment einfach nicht mehr kann?
Dass ich mein Leben immer so gestaltet habe, dass ich im Prinzip von jetzt auf Gleich
alles einpacken und Spurlos verschwinden kann, ist nichts neues.
Dass ich ohne Probleme Kontakte abbrechen kann, und zwar für immer, auch nicht.
Dass ich keine Regelmäßigen Sozialkontakte habe, auch nicht. Hoffentlich verlangt meine Therapeutin nicht, dass ich mir irgendwann Freunde, oder sowas suchen soll, oder muss.
Da kann ich nichts mit Anfangen, zumindest nicht auf Dauer. Ich habe da auch keinen Bedarf nach.
Kontakte knüpfen, nein danke.
Was soll ich damit? Die wollen immer nur was von mir, kommen mit meiner Art eh nicht klar und ich auch nicht mit ihrer.
Ich bin ein Einzelmensch und zu Anderen irgendwie nicht Kompatibel.
Außerdem habe ich Sozialkontakte.
Ich sage im Supermarkt immer Hallo zur Kassiererin, auch zu den Mädels an der Fleischtheke.
Das sind doch Sozialkontakte, oder?

Eine Erkenntnis hat mir der Termin heute aber doch gebracht, glaube ich.
Als meine Therapeutin sagte,:" Sie wissen nicht, wer oder was sie sind.",
konnte ich im ersten Moment nichts damit anfangen.
Klar weiß ich, wer oder was ich bin.
Ich bin der stets freundliche Kundenberater, auch wenn ich fast alle Kunden zum Kotzen fand.
Ich bin der stets perfekt arbeitende IT Fachmann, der Kundenprobleme gelöst hat, Telefonanlagen angeschlossen, verkabelt und konfiguriert hat.
Der Firmen vor drohendem Datenverlust gerettet hat.
Der Versicherungsgutachten erstellt hat.
Der  jede noch so Virenverseuchte Kiste wieder hinbekommen hat.
Der zu jeder Tages- und Nachtzeit auf Zuruf gearbeitet hat.
Der auch mal die letzten paar Tage des Monats Zu Fuß zur Arbeit ging, weil er Busfahren nicht aushält, die Bezahlung immer Miserabel war und die Entscheidung Tanken, oder Essen keine Wahl lies.
Ich bin der perfekt arbeitende Webmaster.
Alles was ich tue, muss Perfekt sein.
Keine Kompromisse.
Für andere.
Für mich selbst reicht auch eine billige Bastellösung.
Ein Provisorium.
Dann wurde mir klar, dass das nur Masken sind, die ich nach Bedarf für andere aufsetze.
Perfekt sitzende Masken.
Sie wirken zu 100% realistisch.
Ich bin immer das, was andere von mir erwarten.
Aber das bin nicht wirklich ich.
Wer, oder was bin ich?
Was steckt hinter den Masken?
Bin ich das Kind, das keine Jugend hatte und direkt in die Erwachsenenwelt  katapultiert wurde?
Bin ich der 19 jährige, weil mit 19 das letzte Mal war, dass ich mein Leben als ok empfand?
Bin ich der Krüppel, der immer schlechter laufen kann?
Bin ich der Typ, der Nächtelang, Ziellos mit dem Auto durch die Gegend fahren kann, weil er kein Ziel hat?
Bin ich der Typ, der sich Tage- Wochen- Monatelang komplett zurückzieht, weil mal wieder alles zuviel ist?
Bin ich das Hoch und das Tief?
Bin ich der chronische Schmerz?
Bin ich die Depression?
Bin ich PTBS?
Wer oder was zur Hölle bin ich?

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