Kann ich gut.
Sehr gut sogar.
Egal wie Schlecht es mir ging, funktioniert habe ich für
andere immer irgendwie.
20 Jahre lang.
Habe nach der Schule zwei Ausbildungen angefangen und
auch wieder abgebrochen.
Habe Mitte der Neunziger
eine verkürzte Ausbildung in einem BfW begonnen und sogar erfolgreich vor
der IHK Köln abgeschlossen.
Habe in dem erlernten Beruf nicht einen Tag gearbeitet, weil
der Arbeitsmarkt tot war.
Habe danach eine Weiterbildung zum MCSE gemacht.
Habe mich danach von einem Arbeitgeber, zwei Jahre lang, praktisch Versklaven lassen.
Dafür hat er Zuschüsse für mich kassiert.
Habe zwischen 8 und 18 Stunden am Tag gearbeitet, auch am
Wochenende.
Habe unglaublich viel Alkohol getrunken damit ich nachts
wenigstens 5 Stunden schlafen konnte, weil die Arbeit mich selbst Nachts nicht in Ruhe lies.
Stand kurz vor dem totalen Zusammenbruch, bis mir jemand
sagte, dass ich die Arbeit Kündigen muss, weil ich sonst in der geschlossenen
Klapse lande.
Habe über ein Jahr gebraucht um mich davon zumindest ein Bisschen zu Erholen.
Habe dann drei Jahre im Innen- und Außendienst Kunden
betreut.
Dafür hat mein neuer Arbeitgeber Zuschüsse kassiert.
Als mein Arbeitgeber mir immer mehr Arbeit aufhalste und
meine Arbeitskollegen entließ, stand ich wieder kurz vor dem Zusammenbruch.
Ich war im letzten Jahr für alles Zuständig.
Ich habe das Ladengeschäft geschmissen, Kundentermine
ausgemacht, Kunden besucht, RMAs und Bestellungen durchgeführt, Reparaturen
gemacht und Versicherungsgutachten erstellt, bis mein Arbeitgeber den Laden
zumachte und mich entließ.
Hätte er nicht Zugemacht, ich hätte bis zum Zusammenbruch
weiter gearbeitet.
Nichts von dem habe ich wirklich gewollt.
All das wurde mir von Außen aufgedrängt.
Ich habe fast die Hälfte meines bisherigen Lebens, immer
nur gemacht was andere von mir wollten/erwarteten/verlangten.
Ich habe immer nach dem Motto gelebt:“ Wenn es allen
anderen gut damit geht, ist es doch egal wie es mir dabei geht.“
Vor drei Jahren hat mir ein Anwalt für Medizinrecht
gesagt, dass ich nie hätte Arbeiten dürfen, weil schon während meiner Krankenhauszeit allen
Beteiligten klar gewesen sein muss, dass ich nie Arbeitsfähig sein
werde.
Das war für mich ein heftiger Schlag.
Verdammt heftig.
Ich hätte 20 Jahre Leben können, statt zu funktionieren.
Ich hätte die Zeit, in der mein Körper den ganzen
Operationsscheiß noch kompensieren konnte, genießen können, statt zu
funktionieren.
Ich bin jetzt 41.
Ich habe keine Ahnung wie viele Jahre ich noch habe.
Ich habe jetzt den Punkt erreicht, an dem mein Körper den
zigfachen Ärztepfusch nicht mehr kompensieren kann und es körperlich Bergab
geht.
Steil Bergab.
Eins weiß ich aber: ab jetzt soll muss das mein Leben nach meinen Regeln
laufen, nicht mehr nach den Regeln der anderen.
Alles andere funktioniert nicht.
Ich will später keinen Grabstein auf dem steht:“ Er tat stets,
was man von ihm verlangte.“