Samstag, 25. Januar 2014

Funktionieren



Kann ich gut.
Sehr gut sogar.
Egal wie Schlecht es mir ging, funktioniert habe ich für andere immer irgendwie.
20 Jahre lang.
Habe nach der Schule zwei Ausbildungen angefangen und auch wieder abgebrochen.
Habe Mitte der Neunziger eine verkürzte Ausbildung in einem BfW begonnen und sogar erfolgreich vor der IHK Köln abgeschlossen.
Habe in dem erlernten Beruf nicht einen Tag gearbeitet, weil der Arbeitsmarkt tot war.

Habe danach eine Weiterbildung zum MCSE gemacht.
Habe mich danach von einem Arbeitgeber, zwei Jahre lang,  praktisch Versklaven lassen.
Dafür hat er Zuschüsse für mich kassiert.
Habe zwischen 8 und 18 Stunden am Tag gearbeitet, auch am Wochenende.
Habe unglaublich viel Alkohol getrunken damit ich nachts wenigstens 5 Stunden schlafen konnte, weil die Arbeit mich selbst Nachts nicht in Ruhe lies.

Stand kurz vor dem totalen Zusammenbruch, bis mir jemand sagte, dass ich die Arbeit Kündigen muss, weil ich sonst in der geschlossenen Klapse lande.
Habe über ein Jahr gebraucht um mich davon zumindest ein Bisschen zu  Erholen.
Habe dann drei Jahre im Innen- und Außendienst Kunden betreut.
Dafür hat mein neuer Arbeitgeber Zuschüsse kassiert.

Als mein Arbeitgeber mir immer mehr Arbeit aufhalste und meine Arbeitskollegen entließ, stand ich wieder kurz vor dem Zusammenbruch.
Ich war im letzten Jahr für alles Zuständig.
Ich habe das Ladengeschäft geschmissen, Kundentermine ausgemacht, Kunden besucht, RMAs und Bestellungen durchgeführt, Reparaturen gemacht und Versicherungsgutachten erstellt, bis mein Arbeitgeber den Laden zumachte und mich entließ.
Hätte er nicht Zugemacht, ich hätte bis zum Zusammenbruch weiter gearbeitet.

Nichts von dem habe ich wirklich gewollt.

All das wurde mir von Außen aufgedrängt.

Ich habe fast die Hälfte meines bisherigen Lebens, immer nur gemacht was andere von mir wollten/erwarteten/verlangten.
Ich habe immer nach dem Motto gelebt:“ Wenn es allen anderen gut damit geht, ist es doch egal wie es mir dabei geht.“

Vor drei Jahren hat mir ein Anwalt für Medizinrecht gesagt, dass ich nie hätte Arbeiten dürfen, weil  schon während meiner Krankenhauszeit allen Beteiligten klar gewesen sein muss, dass ich nie Arbeitsfähig sein werde.

Das war für mich ein heftiger Schlag.
Verdammt heftig.
Ich hätte 20 Jahre Leben können, statt zu funktionieren.
Ich hätte die Zeit, in der mein Körper den ganzen Operationsscheiß noch kompensieren konnte, genießen können, statt zu funktionieren.

Ich bin jetzt 41.
Ich habe keine Ahnung wie viele Jahre ich noch habe.
Ich habe jetzt den Punkt erreicht, an dem mein Körper den zigfachen Ärztepfusch nicht mehr kompensieren kann und es körperlich Bergab geht.
Steil Bergab.
Eins weiß ich aber: ab jetzt soll  muss das mein Leben nach meinen Regeln laufen, nicht mehr nach den Regeln der anderen.
Alles andere funktioniert nicht.

Ich will später keinen Grabstein auf dem steht:“ Er tat stets, was man von ihm verlangte.“

Donnerstag, 23. Januar 2014

Abzockversuch



Zumindest haben sie es versucht.
Ich habe es irgendwie doch noch auf die Reihe bekommen, meinen Termin heute Wahrzunehmen.
Nach meinem Therapietermin wollte ich Nachhause fahren.
Kurz nach dem Ortsausgangsschild von Olpe, standen da zwei Männer die gewunken haben und wollten, dass ich anhalte. Ein Wagen hatte ein englisches Nummernschild, der Andere eins aus Rumänien.

Beides ziemlich dicke und neue Kisten von Audi und VW.
Beide Männer hatten teuer Aussehende Kleidung an.
Ich hielt an, verriegelte den Wagen von Innen und lies die Scheibe auf der Beifahrerseite runter.
Ein Mann fragte mich:“ German or english?“

Ich sagte English und der Typ legte im grausamsten Englisch, das ich je gehört hatte los.
Er sei ein Kasinobeauftragter.
Der Sprit sei ihm ausgegangen.
Er gab mir seine angebliche Visitenkarte.
Die Karte war von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und es stand die Servicenummer der Bundeszentrale drauf.

Er wollte von mir 20€ damit er Tanken kann.
Als Pfand wollte er mir seinen „goldenen“ Ring geben.
Ich würde das Geld Morgen wiederbekommen und könnte ihn jederzeit unter der Servicenummer erreichen.
Ich habe ihm gesagt, dass ich kein Geld dabei habe und dass meine Frau mein ganzes Geld hat.
Ich habe die Scheibe zugemacht und bin losgefahren.

Glaubt der Typ echt, dass irgendjemand auf die Masche reinfällt und ihm für seinen gefälschten Goldring 20€ gibt?

Fast vergessen.
Im Moment habe ich eine ziemlich nette Party im Kopf, da meine Therapeutin und ich beschlossen haben, dass ich Zusätzlich zu meinen Abendlichen 200mg Stangyl, Mittags 25mg nehmen soll um was gegen meine innere Unruhe zu unternehmen.
Sollte man nicht auf nüchternen Magen nehmen, habe ich ziemlich schnell bemerkt.
Ist aber gar nicht so unangenehm.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Stunden zählen



Mehr mache ich im Moment nicht.
Ich quäle mich Morgens aus dem Bett, drehe dann eine kleine Runde mit den Hunden und sitze danach nur rum und zähle die Stunden bis die nächste Runde dran ist.
So geht das den ganzen Tag, bis ich endlich wieder ins Bett gehen kann.

Die Woche hat schon Beschissen angefangen.
Montag habe ich mir einfach nur Gewünscht nicht mehr da zu sein, den ganzen Müll einfach nur endlich hinter mir zu haben.

Im Moment sehe ich für mich einfach keine Perspektive.
Arbeiten gehen?
Ist für mich im Moment nicht vorstellbar.
Ich komme mir nach einer Runde mit den Hunden immer noch vor, als ob ich 15 Stunden ohne Pause gearbeitet habe.
Einkaufen fühlt sich wie eine Bergtour an.

Motivation irgendwas zu machen?
Fehlanzeige.

Die Depression erzählt mir ständig, dass die Welt ohne mich besser dran ist.
Ich erzähle ihr, dass ich ohne sie besser dran wäre.

Irgendwie funktioniert  Stangyl im Moment  nicht richtig.
Mit Doxepin habe ich mich 10 mal besser gefühlt.
Doxepin hat mir aber nicht beim Einschlafen geholfen, obwohl es das sollte.
Ich bin durch die ganzen Medis mit denen die mich in meiner Krankenhauszeit
Vollgepumpt haben ziemlich Unempfindlich.

Es wäre auch unglaublich toll, wenn es mit meinem Verschlimmerungsantrag endlich mal weiter gehen würde.
Den habe ich letzten März gestellt.

Das wird dann Morgen wohl ein Thema bei meiner Therapeutin.
Wenn ich denn hinfahre.

Donnerstag, 16. Januar 2014

EMDR



Übernächste Woche soll es damit losgehen.
Es gibt da wohl zwei Varianten:

Eine richtig heftige, die von Verhaltenstherapeuten angewendet wird.
Bei der Methode wird man wohl immer wieder mit dem kompletten Trauma konfrontiert und es geht wohl ziemlich an die Substanz.
Bei der Methode würde ich nie mitmachen.

Dann gibt es  eine „sanftere“ Methode, bei der spezielle Punkte der Traumata raus gepickt werden.
Die Methode möchte sie mit mir versuchen.

Sie es mir ziemlich ausführlich erklärt, ich habe aber nur die Hälfte mitbekommen, weil ich immer wieder dissoziiert bin und mich da jedesmal tierisch Anstrengen musste um da wieder rauszukommen.

Ich bin auf jeden Fall mal gespannt, was da auf mich zu kommt.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Müde



Wenn die Hunde nicht wären, dann hätte ich die Woche garantiert im Bett verbracht.
Ich bin eigentlich nur Aufgestanden, damit sie ihre Runden machen können.
Und das war für mich wie 15 Stunden am Stück arbeiten ohne Pause und eine wahnsinns Überwindung.
Ich habe endlich, vor einer Woche, die Webseite fertig- und -online gestellt für die ich als Webmaster verantwortlich bin.
Ich habe mich wie immer bei solchen Dingen total rein gesteigert, damit alles perfekt und Besucherfreundlich ist und mich wie immer, total übernommen.
Dafür habe ich einen senkrechten Absturz kassiert, an dem ich bis jetzt knabbere.
Im Moment bin ich Müde, leer, Ausgebrannt und würde am liebsten einfach nur Schlafen.
Ich hasse das.