Mittwoch, 31. Juli 2013

Nachdenkliches

Ich lebe in einer kleinen Stadt mit etwas mehr als 23000 Einwohnern. Wenn ich mit den Hunden im Auto unterwegs bin, fahre ich eigentlich immer die gleiche Strecke um zu der Wiese zu kommen, auf der ich mit ihnen eine Runde drehe.
Mir ist vor ein paar Monaten ein alter Mann auf dem Bürgersteig aufgefallen. Er konnte kaum laufen und schob einen leeren Einkaufswagen vor sich her. Eigentlich hat er sich mehr an dem Wagen festgehalten.
Erstmal nichts ungewöhnliches. Vielleicht war er Einkaufen und bringt den Wagen zurück.
Ich sah ihn immer wieder in unregelmäßigen Abständen. Immer mit dem Einkaufswagen.
Mir wurde mit einem Schlag klar, dass er den Wagen nicht zum Einkaufen benutzt.
Es ist ein Ersatz für einen Rollator. Er kann sich keinen Rollator leisten.
Ein Rollatorersatz für 1 Euro.
Sprachlos.

An dem alten Feuerwehrhaus an dem ich immer vorbeifahre befindet sich ein Brunnen. Davor sind Bänke.
Bei schönem Wetter sitzt auf einer Bank fast immer ein Mann Ende 30. Lederhose, Hemd, Lederweste.
Er sitzt da scheinbar Stundenlang, starrt den Brunnen an und trinkt Bier, das er in seinem Rucksack verstaut hat. Sein Blick ist so leer, so in die Ferne gerichtet.
Genau den gleichen Blick habe ich oft.

Abends, wenn ich die letzte Tour mit den Hunden mache, sehe ich oft eine Frau, zirka mitte 40.
Sie läuft immer die gleiche Strecke. Immer über den Marktplatz, am Rathaus vorbei, dann zu den Bushaltestellen. Sie klappert die Abfalleimer nach Pfandflaschen ab und achtet dabei darauf, dass man ihr Gesicht nicht erkennen kann.

Oder das Pärchen, beide Ende 50, dem ich immer Samstags kurz vor Ladenschluss im Supermarkt begegne.
Ich fand sie immer putzig. Beide total aufgebrezelt. Die feinsten Klamotten an. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ist alles nur Maskerade. Sie tragen immer die gleiche Kleidung wenn sie einkaufen. Im Einkaufswagen liegen fast nur reduzierte Lebensmittel. Immer dasselbe. Jede Woche. Er kauft das billigste Bier in der 1,5 Literflasche und versteckt es dann im Einkaufswagen unter einer Schicht Lebensmittel.
Sie achten immer darauf die letzten an der Kasse zu sein, bevor der Laden zumacht.
  





 

Dienstag, 30. Juli 2013

Merlin

Ich habe dich 2008 Kennengelernt.
Da warst du noch auf dem Gymnasium.
Wir haben oft zusammen eine geraucht.
Du hast mir erzählt, dass du bei deiner Oma wohnst, weil deine Eltern dich wie Mist behandelt haben und du wegen ihnen sogar deinen Hund abgeben musstest.
Mit deinem speziellen Klamottenstyle und deiner Art bist du bei vielen angeeckt.
Es kommt eben nicht jeder damit klar, dass du sagst was du denkst.
Trotzdem stehen die Mädels auf dich.
Ich finds ok, dass du so bist.
Du hast ein super Abi hingelegt.
Was, und ob du studieren willst, weißt du noch nicht.
Du engagierst dich ehrenamtlich, so wie ich.
Bevor du dich entscheidest zu studieren, machst du ein FSJ.
Ich sehe dich oft in der Stadt. Du bist viel unterwegs.
Du chillst oft mit deinen Leuten am Flussufer und trinkst.
In letzter Zeit hast du dich rar gemacht.
Ich glaube, ich habe dich das letzte mal im Januar oder Februar gesehen.
Ich mache mir da aber keinen Kopf drum.
Dann sagt mir jemand, dass du in der Zeitung bist.
Mit Bild.
Unter dem Bild steht:

" Wir wussten, dass es irgendwann passiert."

Du hast im April nicht nur den Zug genommen, nein du bist ihm entgegen gelaufen.
Eine Freundin von dir hat mir dann erzählt wie es wirklich in dir ausgesehen hat.
Deine Eltern haben dich weit mehr als Mist behandelt.
Mist ist noch nichtmal eine Umschreibung dafür.
Du warst Jahrelang in Psychotherapie.
Bei verschiedenen Therapeuten.
Keiner konnte dir helfen.
Du hast dir alles reingepfiffen an was du kommen konntest, nur um dich aus der für dich unerträglichen Realität zu schießen.
Scheinbar hat selbst das am Ende nicht mehr funktioniert.
Weiß du, ich habe auch oft überlegt, ob ich nicht den Notausgang nehme.
Ich überlege auch heute noch oft.
In mir ist aber noch irgendwo so eine Neugier, wie es wohl weitergeht.
Die hält mich hier.

Mittlerweile reden die Leute schon nicht mehr über dich.
Der Alltag geht weiter.
Im Mai wärest du 21 geworden.



Abgestumpft

So fühle ich mich.
Jeden Tag.
Menschen laufen an mir vorbei.
Ich gehöre nicht dazu.
Ich stehe irgendwo außerhalb.
Bin nur Beobachter.
Andere Menschen haben Ziele.
Ich habe schon lange keine mehr.
Andere Menschen freuen sich auf den Tag.
Ich versuche nur noch die Tage irgendwie zu überstehen, um mich Nachts in den Schlaf zu quälen, damit das Spiel am nächsten Tag von vorne beginnen kann.
Irgendwie hat alles keinen Sinn mehr.
Hat den Sinn vor vielen Jahren verloren.
Du bist seit 10 Jahren meine Partnerin.
Ich sehne mich nach deiner nackten Haut.
Nach dem Gefühl dich zu berühren.
Nach deinem Duft.
Nach deinem Geschmack.
Eins mit dir zu werden, zu verschmelzen.
Ich kann es nicht mehr.
Ich kann die Nähe nicht ertragen.
Ich fahre die ganze Sache mit Vollgas an die Wand.
Ich will das nicht.
Ich wollte nie so werden wie ich bin.
Ich habe das nicht gemacht.
Es ist nicht meine Schuld.
Ich fühle mich so schuldig.
Ich bin schon lange kein Mensch mehr.
Ich bin das was übrig bleibt, wenn man aus einem Menschen alles rausreißt, was ihn eigentlich ausmacht.

Ich bin ein Creep:

Als du vorher hier warst
Konnte ich dir nicht in die Augen sehn
Du bist einfach wie ein Engel
Deine Haut bringt mich zum weinen
Du gleitest wie eine Feder
in einer schönen Welt
Und ich wünschte ich wäre besonders
Du bist so verdammt besonders

Aber ich bin ein Wiederling
Ich bin ein Spinner
Was zur Hölle tu ich hier?
Ich gehöre hier nicht hin

Es ist mir egal ob es weh tut
Ich will die Kontrolle haben
Ich will einen perfekten Körper
Ich will eine perfekte Seele
Ich will, dass du merkst,
wenn ich nicht anwesend bin
Du bist so verdammt besonders
Ich wünschte ich wäre besonders

Aber ich bin ein Wiederling
Ich bin ein Spinner
Was zur Hölle tu ich hier?
Ich gehöre hier nicht hin

Sie rennt schon wieder weg
Sie rennt weg
Sie rennt,rennt,rennt rennt weg

Was auch immer dich glücklich macht
Was immer du willst
Du bist so besonders
Ich wünschte ich wäre besonders

Aber ich bin ein Wiederling
Ich bin ein Spinner
Was zur Hölle tu ich hier?
Ich gehöre hier nicht hin

Ich gehöre hier nicht hin...

Sonntag, 28. Juli 2013

Mein bester Freund

Er hat mich schon früher im Krankenhaus oft besucht. Im Gegensatz zu meinen Eltern blieb er auch gerne länger. Während meine Eltern es maximal zwei mal die Woche für 1-2 Stunden schafften mich zu besuchen, kam er auch mal jeden Tag vorbei.
Auch zwischen den Krankenhausaufenthalten war er oft bei mir.
1990 beschloss er ganz bei mir einzuziehen.
Seitdem ist er immer bei mir.
Er wacht Nachts neben meinem Bett.
Er hat mir Versprochen, dass er mich nie wieder alleine lässt.
Alle anderen haben mich irgendwann verlassen.
Er nicht.
Der treueste Freund den man sich vorstellen kann.
Sobald ich morgens Wachwerde, kümmert er sich Vorbildlich um mich.
Mein bester Freund ist SCHMERZ.

Samstag, 27. Juli 2013

Was wurde aus euch?

Auch wenn ihr mich vergessen habt, ich habe oft an euch gedacht.
Was wurde aus euch? Wie ist euer Leben bisher verlaufen? Lebt ihr überhaupt noch?
Ich habe lange recherchiert um etwas über euch herauszufinden. Ihr habt es mir nicht immer
leicht gemacht. Über einige habe ich gar nichts rausgefunden.

Carsten:  
Immer noch in der gleichen Firma, in der er damals seine Ausbildung gemacht hat.
Mittlerweile eine hohes Tier in der Firma. Auf seinem Firmenprofilfoto sieht er
nicht besonders Gesund aus. So grau. Mehr Tod als Lebendig.

Tanja:     
Sitzt seit 20 Jahren im selben Supermarkt an der Kasse.

Carmen: 
Ausbildung zur Erzieherin. Stellvertredende Leiterin eines Kindergartens.

Thomas:  
Ausbildung zum Schweißer. Danach Weiterbildung zum Meister. Unheilbarer Hirntumor.

Steffi:     
Ausbildung zur Erzieherin. Fiel kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes ins Koma.
Starb 6 Monate später.

SimoneS.:
Ausbildung zur Floristin. Arbeitet heute in einem riesen Blumenladen.

SimoneM:
Ausbildung zur Erzieherin. Leiterin eines Kindergartens.

Volker:    
Ausbildung zum Werkzeugmacher. Abi nachgeholt. Architekturstudium. Lebt heute als Architekt
in der Schweiz.

Manuel:  
Lebt heute in Spanien.


Ich habe mal in der Schülerzeitung geblättert die wir damals erstellt haben. Auf den letzten Seiten sind Fotos
von uns allen. Unter den Fotos stehen  unsere Berufswünsche. Hat nicht bei allen geklappt.
Bei mir steht Bürokaufmann. War nie mein Berufswunsch. Wurde mir vom Arbeitsamt aufs Auge gedrückt.
Sollte nicht sein.
Ich habe die erste Ausbildung nach 6 Monaten abgebrochen.
Jeden Tag acht Stunden Akten zu sortieren und im Winter der Sonne beim Auf- und untergehen vom Büro aus zuzusehen, ohne auch nur eine Stunde was von ihr zu haben, war einfach nicht mein Ding.
Vom Bürostuhl bekam ich Schmerzen in der Schulter, die nie wieder weggingen. Seitdem fühlt sich mein linkes Schulterblatt ziemlich Taub an. Nervenschaden.
Kein schönes Erinnerungsstück.

Da das Arbeitsamt mich wegen meiner Behinderung nichts anderes Lernen lassen wollte, habe ich es nochmal probiert.
Wurde auch nichts.
Meine Psyche entschied sich dagegen. Sie hielt es für eine bessere Idee, mich anderhalb Jahre Zuhause Gefangenzuhalten.
Ich erinner mich noch genau an den Moment. Es war der April 1992.
Ich wollte zur Disko. Von Zuhause bis dahin waren es nur 200 Meter. Einfach 200 Meter Geradeaus und dann eine Hauptstraße überqueren. Alles schon Tausende male gemacht. Also los.
Ich wollte die Hauptstraße überqueren. Bis zur Mitte kam ich. Dann rauschte mir das komplette Blut in die Beine. Schwindel. Lähmungserscheinungen. Muskelkrämpfe. Alles dreht sich. Tunnelblick. Ich schleppte mich zur Disko.
Es wurde nicht besser. Die Musik war unglaublich laut. Stimmengewirr. Alles wurde immer Bedrohlicher.
Ich hatte Angst jede Sekunde Tod umzufallen.
Ich schleppte mich nach Hause. Ich konnte meine Beine kaum bewegen. Angst, angst, angst.
Zuhause legte ich mich auf mein Bett. Langsam wurde es besser. Blieb aber im Hintergrund und verschwand nicht mehr ganz.
Was zur Hölle war das?
Ich fühlte mich auf einmal leer, ausgebrannt.
Schlief sehr schnell ein.
Meine erste Panikattacke.
Herzlich willkommen!!







Donnerstag, 25. Juli 2013

Mein letzter Schultag

Ich musste eben intensiv an meinen letzten Schultag denken. Keine Ahnung warum.
Sommer 1990. Die Sonne scheint. Es ist warm.
Meine Mitschüler werden von ihren Eltern zur Schule gefahren.
Ich nicht.
Ich fahre alleine mit dem Bus zur Schule.
Meinen Eltern ist ein Urlaub auf dem Campingplatz in Holland wichtiger als mein Schulabschluss.
Alle tragen tolle Klamotten. Die Mädels teilweise richtig schicke Kleider.
Ich nicht.
Ich trage die gleichen schmuddeligen Klamotten, die ich auch einen Tag vorher an hatte. Mein Pullover ist total ausgeleiert und hatt ein Brandloch im linken Ärmel.
Deswegen habe ich die Ärmel hochgekrempelt.
Seltsam, an was für Details man sich nach so langer Zeit erinnert.

Natürlich gab es auch den obligatorischen Abschlussstreich. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, aber die Lehrer brauchten fast drei Wochen bis sie den Lehrplan, den wir komplett umgestellt hatten, wieder in der richtigen Reihenfolge hatten.

Die Turnhalle ist geschmückt. An einer Seite ist eine Art Bühne aufgebaut.
Darauf ein Podest mit Mikrofon.
Die Halle ist voll mit Stühlen. Eltern setzen sich Stolz zu ihren Kindern. Es wird viel geredet und gelacht.
Ich sitze alleine mittendrin.
Verschiedene Lehrer halten kurze Ansprachen.
Dann werden die Schüler einzeln aufgerufen, um ihnen die Zeugnisse zu überreichen.
Kamerablitze. Stolze Eltern schießen Haufenweise Bilder, wie ihre Kinder feierlich ihr Abschlusszeugnis in Empfang nehmen.
Ich werde aufgerufen. Gehe auf die Bühne. Mein Klassenlehrer sagt irgendwas zu mir. Ich sage irgendwas zurück.
Dann überreicht er mir mein Zeugnis.
Kein Kamerablitz.
Kein Foto.
Ich verlasse die Bühne und setze mich wieder hin.
Nachdem alle ihre Zeugnisse haben, folgt noch eine Schlussabsprache des Schuldirektors.
Nachdem seine letzten Worte verklungen sind, wird Musik gespielt.

Trude Herr.
Niemals geht man so ganz.

Schlagartig wird mir klar:"Das wars. Das ist der Abspann. Der Film Schule ist zu Ende. Hier musst, darfst, kannst du nie wieder hin. Es wird nie wieder so sein, wie es all die Jahre war." Tränen fließen bei meinen Klassenkameraden und es wird sich viel Umarmt. Auch ihnen wird scheinbar bewusst, dass hier gerade irgendwas Großes zu Ende ist.
Alle verlassen nach und nach die Turnhalle, steigen in ihre Autos und fahren schick Essen. Ich verlasse das Schulgelände. Gehe Richtung Bushaltestelle. Neben mir hält ein Auto. Eine Scheibe wird heruntergekurbelt.
"Sollen wir dich mitnehmen?"
Es ist die Mutter einer Klassenkameradin. Die Frau ist so Hoch wie Breit. Ich mag sie sehr. Sie ist ein unglaublich herzlicher, lauter Mensch. Ich setze mich zu Carmen, meiner Klassenkameradin, auf die Rücksitzbank. Sie war meine erste feste Freundin. Das war im sechsten Schuljahr. Die Mutter fährt mich nach Hause.
Zuhause. Keiner da, außer mir.
Ich lege mein Zeugnis auf den Küchentisch und mache mir ein Fertigessen warm.

Abends laufe ich zum Dorfgemeinschaftshaus. Es liegt ein paar Kilometer außerhalb des Dorfes im Wald. Wir feiern da noch eine Klasseninterne Abschlussfeier. In dem Haus dürfen wir nur feiern, weil der Vater von einem Klassenkamerad der Hüttenwart ist.
An die Feier selbst habe ich keine großen Erinnerungen, es sind nur einzelne Bilder.
Irgendjemand hat im besoffenen Zustand ein Loch in eine Kellerwand geschlagen.
Ich sitze mit ein paar Leuten vor der Hütte, rauche und trinke Bier.
Wir unterhalten uns.
Irgendwann verabschiede ich mich und verlasse die Feier. Wir sehen uns ja eh alle garantiert in der nächsten Zeit noch. Sind ja Ferien.
Ich gehe im Dunkeln nach Hause.
Irgendwie liegt Melancholie in der Luft.

Wir haben uns nicht nochmal gesehen. Bis auf zwei, drei, waren alle auf einmal weg.
Als ob sie nie existiert hätten.
Als ob ich mir die letzten sechs Jahre nur eingebildet habe.
Die Leute, mit denen ich all die Jahre Blödsinn gebaut habe, mit denen ich im Sommer Schwimmen war, oder auch mal Zelten. Die Leute, mit denen ich fünf bis sechs Tage die Woche in einer Klasse gesessen habe.
Weg. Von jetzt auf gleich.






Mittwoch, 24. Juli 2013

Neue Therapeutin

Heute habe ich mich bei einer anderen Therapeutin gemeldet und um einen Termin gebeten.
In drei Wochen habe ich meinen ersten Termin bei ihr. Am Telefon hat sie sich angehört, als ob Deutsch nicht ihre erste Sprache ist. Ich hoffe es gibt keine Verständnisprobleme. Nicht das die irgendwas aufschreibt, was ich so gar nicht gesagt habe.
Ich hoffe, die verarscht mich nicht und ich kann zu ihr Vertrauen aufbauen nach dem Desaster mit meiner ersten Therapeutin.
Wenn das mit der auch in die Hose geht, sage ich mir jeden Tag:"Alles nicht so schlimm. Du bist kerngesund. Du musst nur daran Glauben. Alles nur in deinem Kopf. Genau wie die Narben an deinem Körper und die ständigen Schmerzen und Einschränkungen. Alles nur eingebildet. YEAHH!!

(Oder wie mein Sachbearbeiter im Jobcenter es wahrscheinlich sagen würde:" Suchen sie sich eine Arbeit, sie simulierendes, faules Sozialschmarotzerschwein. Ich krieg sie schon noch dran. Leute wie sie hätte man früher ........"
                              Aber, ich habe es trotz allem geschafft 18 Jahre zu arbeiten.
"Das zählt nicht. Was zählt ist jetzt. Und jetzt fallen sie dem Staat zur Last. Ich bekomme sie schon in Arbeit und wenn es ihnen zuviel wird, springen sie von einer hohen Brücke, oder bringen sie sich auf irgendeine andere Art über den Jordan. Hauptsache sie Schmarotzern nicht mehr rum.")

Meine BG Sachbearbeiterin habe ich telefonisch darum gebeten, die Therapeutin zu beauftragen.
"Zur Frau ... wollen sie nicht mehr hin?"
NEIN!! Die gute Frau hat etwas gemacht, was ich niemandem je verzeihen würde. Sie hat mein Vertrauen gebrochen. Sie war schon vor dem ersten Termin kurz per Mail und während des ersten Termins ausführlich von mir über alles Aufgeklärt worden.
Fünf Termine lang hat sie mir vorgegaukelt, dass sie meinen Fall übernimmt.
Selbst zum Abschluss des letzten Termins hat sie mir versichert, dass die Therapie weitergeht.
"Melden Sie sich sobald Ihre BG das OK gibt, damit wir Termine machen können."
Danke! Ich hoffe die Vergütung der 5 Termine bleibt ihnen im Hals stecken.
Sie hätte schon vor dem ersten Termin absagen können, wenn ich ihrer Meinung nach kein Akutfall bin.
Aber nein, die Kohle nimmt man doch gerne mit.
Scheiß auf den Patienten, Hauptsache die Kohle fließt. 
Danke für den wunderbaren Trigger, vorherige Therapeutin. Ich wünsche ihnen mal für einen Tag, was ich jeden Tag habe.

Letzte Nacht habe ich endlich mal wieder geschlafen.


Dienstag, 23. Juli 2013

Rocky Horror Pictureshow

Kann triggern.

Gestern Abend habe ich ein paar Bier getrunken um Schlafen zu können. Bier funktioniert fast immer, wenn ich nicht schlafen kann. "Das System wird in den Ruhezustand versetzt." Eine Stunde später war ich wieder wach. Bilder, Bilder, Bilder. Mein Kopf schäumt über. Das System läuft auf Hochtouren. Ich lege mich im Wohnzimmer auf das Sofa. Zu den Bildern kommen Filmausschnitte. Alles wird immer intensiver, wechselt immer schneller. Ich fange an zu heulen und kann nicht mehr aufhören. Irgendwann gegen vier Uhr muss ich dann eingeschlafen sein. Um halb elf war ich wieder wach.
Ich muss mir einen neuen Therapeuten suchen.
Es ist verdammt schwierig 41 Jahre alt zu sein, wenn man innerlich wieder 12 ist.
Fuck.

Montag, 22. Juli 2013

Verarscht

Der folgende Text kann Triggern.

Ich hatte seit vielen Jahren endlich mal wieder das Gefühl, dass ich jemanden vielleicht Vertrauen könnte.
Fürn Arsch!!!

Was ist passiert?
Ich habe endlich eingesehen, dass ich  Hilfe brauche. Das ich nicht mehr funktioniere. Nicht mehr funktionieren will. Das es so, wie es ist, nicht mehr lange weitergeht.
Das der ganze Dreck, den ich erlebt habe und der mich jeden Tag, jede Nacht verfolgt, endlich mal endgültig Ausgesprochen und verarbeitet werden muss.
Ich habe mit meiner BG gesprochen und gesagt, dass ich eine Psychotherapie brauche.
"Kein Problem, es gibt in ihrer Reichweite zwei Therapeutinnen zur Auswahl."
Ich habe mich also für eine entschieden und einen Termin mit ihr gemacht.
Nach der ersten Stunde sagte sie mir, dass sie sich vorstellen kann, mich zu behandeln.

Ich habe mich so gefreut.

Nach den ersten fünf Terminen, die teilweise echt heftig für mich waren, sagte sie zu mir, dass sie jetzt für drei Wochen Urlaub mache und ich mich melden solle, sobald ich das OK von meiner BG für die Therapie habe.
Sie schrieb mir sogar noch eine Email, dass ich mich melden soll wenn das OK da ist, damit wir Termine machen können.

Das war Ende Mai.

Heute habe ich mal telefonisch bei meiner BG nachgefragt, ob es mit meiner Therapie noch was wird, oder nicht.
Das Gespräch hat mir den Boden unter den Füßen komplett weggezogen.
Die Therapeutin hat sich kurz nach der Email an mich, bei der BG gemeldet und mitgeteilt, dass sie mit mir keine Therapie durchführen wird, da ich kein Akutfall bin und ihre Therapieplätze nur für Akutfälle seien.
Nein, ich bin kein Akutfall!! Ich schleppe den Scheiß jetzt seit fast 30 Jahren mit mir rum!!!
Das ändert aber nichts daran, dass mich bestimmte Situationen triggern und ich dann wieder live in der Vergangenheit bin. Das mich die Depressionen tierisch runterziehen und die depressiven Phasen immer länger dauern.
Das wusste die Therapeutin aber schon seit dem ersten Termin.

Was hat sie von mir erwartet: dass ich da sitze und rumheule? Das ich vor ihr zusammenklappe? Das ich Panikanfälle bekomme? WAS HAT SIE ERWARTET???
Seit meinem Unfall damals und den 6 Jahren danach, in denen ich durch die Hölle gegangen bin, hat es kein Schwein interessiert, wie es mir geht.
Ich bin bin fast draufgegangen in der Zeit. Ich habe mehr Zeit im Krankenhaus verbracht, als Zuhause.
Ich habe zigmal im OP gelegen und fast ein Bein verloren.
Immer wenn ich jemanden gebraucht hätte, war da keiner.

Ich habe gelernt, dass ich niemandem Vertrauen kann. Das der Einzige auf den ich mich Verlassen kann, ich bin. Das es keine Sau interessiert, wie es mir geht.
Was hat sie erwartet?????
Ich bin so enttäuscht, so leer so....
Ich fühle mich wieder wie ein wertloses Stück Scheiße.
Ich bin so enttäuscht.
Ich bin so.
Ich bin.
Ich.