Sonntag, 11. August 2013

Noch 3 Tage

Dann habe ich meinen ersten Termin bei meiner neuen Therapeutin.
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich den Termin absagen soll.
"Lass den Quatsch bleiben. Der Frau bist du egal. Die interessiert sich eh nicht für dich, oder deine Geschichte. Der gehts nur um die Kohle. Nach den ersten 5 Terminen lässt die dich wie eine heiße Kartoffel fallen."
Mein Bauchgefühl hat sich schon oft durchgesetzt. Ich habe deswegen schon zig wichtige Termine abgesagt, oder gar nicht erst gemacht.
Ich will das jetzt.
Ich will die Therapie machen.

Wenn die Frau mich auch abserviert, weiß ich ja was passiert.
Ich werde steil in die Depression abstürzen.
Wie lange diesmal? Keine Ahnung.
Ich hasse diese beschissenen 5 Vorabtermine.
5 Stunden die sich wahrscheinlich wieder über Monate hinziehen.
Die beknackte Fragerei, die beschissenen Fragebogen.
Wenn die Frau mich auch fallen lässt, was mache ich dann?
Es gibt hier im Umkreis von 100 Kilometern genau drei von der BG zugelassene Therapeuten.
Ich könnte eine stationäre Therapie machen.
Die Klinik ist von hier eine halbe Stunde entfernt.
Da war ich schon mal vor 20 Jahren für 3 Monate, obwohl ich mindestens 6 Monate bleiben sollte.
Ich hasse Kliniken.
Wenn ich alleine leben würde, ja dann wäre das eine Überlegung wert.
So geht das aber nicht.
Was wäre die Alternative?
Arbeiten bis ich zusammenklappe und dann in die Klinik.
Kann ja diesmal nicht so lange dauern.
Mein vorletzter Arbeitgeber wusste wie es mir geht. Das hat er ausgenutzt. Zwei Jahre lang. Er hat sich 50% meines Lohnes von der BG erstatten lassen. Die BG hat auch ein Firmenauto, Notebook, Spezialwerkzeug für mich bezahlt, weil ich das ja brauchte. Benutzen durfte ich die Sachen nie. Die hat sich mein Chef unter den Nagel gerissen. Dafür hat er meine Arbeitszeit mal eben von 35 auf 40 Stunden verlängert, natürlich ohne die Extrastunden jemals zu bezahlen.
Das ging, bis ich Nachts nur noch Schlafen konnte, wenn ich total besoffen war.
Die erste Amtshandlung morgens war Kotzen, wegen dem Alkohol und weil sich alles in mir gegen die Arbeit gesträubt hat.
Hätte ich damals meine Frau nicht kennengelernt, wäre es wahrscheinlich noch ein paar Monate gutgegangen bis...... Ich habe mich zu der Zeit fast nur noch von Döner ernährt, weil ich nichts mehr auf die Reihe bekommen habe. Das war kein Leben mehr. Das war nur noch funktionieren. Arbeiten, Döner, ausgebrannt und leer auf dem Sofa sitzen, heulen, Stunden zählen bis ich wieder Arbeiten muss, saufen, schlafen. Ich habe mich nie gegen meinen Chef gewehrt, weil ich es nicht konnte. Dazu noch der Hausdrachen von Nebenan der mich permanent gemobbt hat. Die Wochenenden habe ich meistens durchgepennt.
Ich war absolut Hilflos und wollte eigentlich nur noch nicht mehr da sein.
Meine Frau hat mich damals regelrecht angeschrien, dass ich Kündigen soll, weil ich sonst Zusammenbreche. Das habe ich dann, als mein Chef ankam und mir verkündete:" Ich habe einen neuen Großkunden an der Angel. Da können sie dann an den Wochenenden und Nachts arbeiten."
Zu der Zeit ging irgendwas in mir endgültig kaputt.
So habe ich endgültig gelernt, dass ich als Behinderter nichts wert bin.
Es kam allen meinen Arbeitgebern immer nur darauf an, Zuschüsse für mich zu kassieren. Wenn die Zuschüsse ausliefen, durfte ich kurz danach gehen.
Das alles will ich nicht mehr. Ich will leben. Ich habe so unglaublich viele Jahre, fast mein halbes Leben lang, nicht gelebt.




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